Die CaBi-Anlaufstelle gegen Rassismus organisiert eine Lesekampagne mit dem Buch von Irena Brežná «Die undankbare Fremde». Die Kampagne startet am Internationalen Tag gegen Rassismus, 21. März 2015.

Die Lesekampagne will Menschen einladen das Buch zu lesen und zu diskutieren. Mit Plakaten, die breitflächig gehängt werden, mit der Medienöffentlichkeit, mit Lesungen und Veranstaltungen machen wir auf die Lesekampagne aufmerksam.

Veranstaltungen

Dienstag, 21. April 2015, 20.15 Uhr

— Palace St.Gallen

Lesung, «Die undankbare Fremde» mit Irena Brežná

Veranstalter: CaBi-Anlaufstelle gegen Rassismus und
Erfreuliche Universität Palace

Dienstag, 28. April 2015, 20.15 Uhr

— Palace St.Gallen

Referat, Dr. Kijan Espahangizi
«Reden wir über gesellschaftlichen Rassismus»

Veranstalter: CaBi-Anlaufstelle gegen Rassismus und
Erfreuliche Universität Palace

Freitag, 5. Juni 2015, 19 Uhr

— Evangelisches Kirchgemeindehaus Heerbrugg

Lesung, «Die undankbare Fremde» mit Irena Brežná

Veranstalter: Frauenforum Rheintal

Freitag, 5. Juni 2015, 19.30 Uhr

— b’treff, Bahnhofplatz Flawil (neben dem Claro)

«Lies mit uns»

Wir lesen zusammen einen Teil aus dem Buch „«Die undankbare Fremde»“ von Irena Brežnà. Offen für alle Interessierten mit oder ohne Buch.

Montag, 8. Juni 2015, 17 Uhr

— Altes Zeughaus Herisau

Lesung, «Die undankbare Fremde» mit Irena Brežná

Veranstalter: Amt für Gesellschaft des Kantons Appenzell Ausserrhoden

Donnerstag, 11. Juni 2015, 19.30 Uhr

— Zwinglisaal neben der evang. Kirche, Flawil

Lesung, «Die undankbare Fremde» mit Irena Brežná

Musikalische Umrahmung, Viktor Pantiouchenko, Akkordeon

Kontakt: Irène Ferraro, Marlise Schiltknecht, Barbara Künzler, Evang. Kirchgemeinde Flawil

Mit Unterstützung von der politischen Gemeinde Flawil, CaBi – Anlaufstelle gegen Rassismus St.Gallen, b’treff Flawil

Freitag, 12. Juni 2015, 19 Uhr

— Café Bar Treppenhaus, Rorschach

Lesung, «Die undankbare Fremde» mit Irena Brežná

Veranstalter: CaBi-Anlaufstelle gegen Rassismus und Treppenhaus

Donnerstag, 18. Juni 2015, 19 Uhr

— Stadtbibliothek St.Gallen, Café St Gall

Marathon-Lesung, «Die undankbare Fremde» von Irena Brežná

Veranstalter: CaBi-Anlaufstelle gegen Rassismus und Stadtbibliothek St.Gallen

Freitag, 7. August  2015, 19 Uhr

— Tobel 106, 9405 Wienacht-Tobel

Lesung, «Die undankbare Fremde» mit Irena Brežná

Musik: Viktor Pantouchenko, Akkordeon

Veranstalter: CaBi-Anlaufstelle gegen Rassismus und Katja Eggli

Mittwoch, 2. September 2015, 19.30 Uhr

— Kunsthalle Arbon, Grabenstrasse 6

Lesung, «Die undankbare Fremde» mit Irena Brežná

Veranstalter: SP-Frauengruppe Arbon, CaBi-Anlaufstelle gegen Rassismus

Dienstag, 8. September 2015, 19.30 Uhr

— Zunfthaus zum Löwen, im Städtli Sargans

Lesung, «Die undankbare Fremde» mit Irena Brežná

Musik: Viktor Pantouchenko, Akkordeon

Veranstalter: SP Sargans und Umgebung

Donnerstag, 17. September 2015, 20 Uhr

— fabriggli,  werdenberger kleintheater, Buchs

Lesung, «Die undankbare Fremde» mit Irena Brežná

Veranstalter: CaBi-Anlaufstelle gegen Rassismus, Caritas St.Gallen-Appenzell, Regionalstelle Sargans

Montag, 2. November 2015, 19.30

— Altefabrik, Fabriktheater, Klaus-Gebert-Strasse 5, Rapperswil

Lesung, «Die undankbare Fremde» mit Irena Brežná

Veranstalter: Kulturbüro Alte Fabrik, CaBi-Anlaufstelle gegen Rassismus

Geschichten von beiden Seiten des Flusses

Ich schrieb «Die undankbare Fremde», die Geschichte eines Flüchtlings in der Schweiz, in Wut, mit Schmerz und Angst. Und mit Humor. Ich bediente mich der deutschen Fremd-Sprache, schliff lange am Stil, er sollte literarisch sein. Ich schrieb mit klarem Verstand, analysierte die Not einer im Kalten Krieg hierher verpflanzten Jugendlichen aus einer kommunistischen Diktatur und dokumentierte die schwierige Ankunft von heutigen Flüchtlingen und Arbeitsmigranten, für die ich gedolmetscht hatte. Ich fürchtete mich beim Schreiben davor, für meine freche Offenheit mit Ablehnung bestraft zu werden. Doch dann geschah das Wunder – nach all dem Motzen entdeckte meine Heldin Dankbarkeit und Versöhnung mit dem Gastland und mit sich selbst.

Und ich reiste mit dem Buch durchs Land, Menschen hörten gebannt zu, lachten, lobten die Sprache, die Einsichten, wunderten sich über die ungewöhnlichen Schicksale, stellten Fragen und manche griffen mich an. Erst jetzt lernte ich das Land tiefer kennen, Einheimische und Fremde. Eine Schweizerin erzählte mir, wie empört sie beim Lesen war, wie sie sich darin karikiert erkannte, das Buch in die Ecke schmiss, doch ihr Mann riet ihr, es zu Ende zu lesen. Sie tat es und erlebte eine Katharsis, für die sie mir dankte. Und ich dankte meiner mutigen, verwandelten Leserin.

So stelle ich mir die Einwanderungsgesellschaft vor, als eine schmerzvolle und befreiende gegenseitige Annährung. Wir erzählen uns Geschichten, schöne, schreckliche, witzige, Erfahrungen und Gedanken vom anderen Ufer. Doch der Fluss ist derselbe. In die multikulturelle Gesellschaft – und sie ist nicht mehr rückgängig zu machen – müssen sich alle integrieren. Wer meint, man kann in einer Schweiz mit einem Viertel Einwanderern leben, ganz ohne aufgerüttelt zu werden, der hat nicht mit dem Talent, dem Selbstbewusstsein und dem Gestaltungswillen all derer gerechnet, die da sind und die noch kommen werden. Die Unterscheidung zwischen «wir» und «die anderen» ist nicht mehr zeitgemäss.

Meine Heldin als «undankbare Fremde» in der «undankbaren Fremde» findet eine neue Identität in der Solidarität: «Dort, wo die Welt zusammenwächst, wo Gemeinschaften den bunten Überwurf weiterspinnen, flechte ich meine Fäden hinein.»    

Irena Brežná

Lesekampagne «Die undankbare Fremde»

In der Ostschweiz ist das Klima fremdenfeindlicher, rassistischer geworden wie andernorts auch. Angesichts dieser Entwicklung sind Schweigen und Resignation gefährlich. Viele Frauen und Männer empfinden grosses Unbehagen gegenüber dieser Entwicklung, fühlen sich aber im Alltag zu unsicher, um bei konkreten Vorfällen zu argumentieren oder zu intervenieren.

Die CaBi-Anlaufstelle gegen Rassismus trägt seit Jahren dazu bei, sowohl Opfern von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus beizustehen als auch zivilgesellschaftliches Engagement gegen Ausgrenzung und Diskriminierung und für Toleranz, Respekt und Menschenrechte zu fördern. Diese Erfahrung soll genutzt werden, um mit einer Lesekampagne eine breite Auseinandersetzung mit Fragen von Fremdheit, Vorurteilen und Rassismus in Gang zu bringen. Der literarisch hochstehende Roman «Die undankbare Fremde» von Irena Brežná eignet sich vorzüglich für eine solche Lesekampagne. Irena Brežná hat 2012 für diesen Roman den Schweizerischen Literaturpreis erhalten.

In verschiedenen Regionen der Kantone St.Gallen und Appenzell laden wir lokale AkteurInnen, Organisationen und Gruppen ein Lesungen mit der Autorin zu organisieren. Die Teilnehmerinnen werden angeregt, im Anschluss daran Lesegruppen zu bilden und das Buch vertieft zu diskutieren, oder in bestehenden Lesegruppen das Buch zu diskutieren. Eine Lesemappe mit weiterführenden Texten dient dabei als Unterstützung.

Durch einen breitflächigen Plakataushang in der Region und die kontinuierliche Medienarbeit während der Kampagne ist gewährleistet, dass das Thema öffentlich präsent bleibt.

Der Titel der Lesekampagne «Die undankbare Fremde» fordert zum Denken heraus. Das Thema Fremdenfeindlichkeit und Rassismus wird öffentlich und breit diskutiert. Je mehr Menschen sich an der Lesekampagne beteiligen, desto wirksamer wird sie im Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sein.

Durch dieses Buch das den komplizierten Prozess des Ankommens in einer anderen Gesellschaft aus der Sicht einer Geflüchteten zeigt, müssen wir uns in diese andere Sichtweise hineinbegeben. Die Fremde will vorerst die Schweiz nicht! Sie will gar nicht hier sein! Die Schwarz-Weiss-Sicht kommt diesmal von der Seite der Migrierenden und löst sich erst im Laufe des Buches auf. Durch die Diskussionen über diesen Roman werden festgefahrene Bilder hinterfragt. Schweizerinnen und Schweizer werden mit Ablehnung konfrontiert und müssen sich damit auseinandersetzen und während dem Lesen auch aushalten bis zum Teil des Buches wo es um die Versöhnung geht.

Im Roman eingeschoben berichtet Irena Brežná über eindrückliche Erfahrungen als Übersetzerin. Dabei gibt sie Einblick in die alltäglichen Probleme,  mit dem sich «Fremde» in der Schweiz konfrontiert sehen und ermöglicht den Leserinnen und Lesern, sich in deren Erfahrungen einzufühlen.

Rassismus und Fremdenfeindlichkeit entstehen im Kopf. Offenheit auch.

Das Zuhören an Lesungen, wie auch das Lesen des Buches veranlasst sich mit dem Anderen dem Fremden auseinander­zusetzen. Allein der Sichtweise der «Fremden» Platz zu gewähren,  zu hören bzw. zu lesen ist bereits ein Schritt. Aggressionen und Vorurteile werden aus der Sicht der Eingewanderten thematisiert.

Durch ihre Berichterstattung als Übersetzerin zeigt sie zum einen ihre Integration in die Gesellschaft, zum anderen gibt sie den Lesern und den Leserinnen die Möglichkeit den «Fremden», die «Fremde», in ihrer Bedürftigkeit und nicht als Fordernde wahrzunehmen.

Das Buch fordert zum Widerspruch heraus, es entzünden sich Diskussionen, es findet eine Auseinandersetzung statt.

Betroffen sind wir beim Lesen dieses Buches alle.

CaBi-Anlaufstelle gegen Rassismus  
St.Gallen, Februar 2015

Verlag Galiani Berlin
ISBN 978-3-86971-052-5

Literatur

  • Theorien über Rassismus, Hg. Nora Räthzel, Hamburg 2000
  • Robert Miles: Rassismus. Einführung in die Geschichte und Theorie eines Begriffs. Argument Verlag Hamburg 1991
  • Melinda Nadj Abonji: Tauben fliegen auf. Roman. Jung und Jung, Salzburg 2010
  • Chimamanda Ngozi Adichie: Americanah. Roman. Fischer, Frankfurt am Main 2014

Links

Die CaBi-Anlaufstelle gegen Rassismus berät und unterstützt Personen, welche von rassistischer und fremdenfeindlicher Diskriminierung betroffen sind.

Solche Diskriminierungen können in vielen Bereichen vorkommen, zum Beispiel bei der Arbeit, in der Schule, im Umgang mit Behörden, in der Freizeit, in der Öffentlichkeit und in den Medien. Die Erfahrungen zeigen, dass dunkelhäutige Personen, Muslime, Personen aus dem Balkan und der Türkei besonders von rassistischer Diskriminierung betroffen sind. Vielfach werden Menschen aus allgemein fremdenfeindlichen Gründen diskriminiert.

Die Beratungen sind unentgeltlich. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der CaBi-Anlaufstelle gegen Rassismus stehen unter Schweigepflicht. Die CaBi-Anlaufstelle gegen Rassismus ist Mitglied des Beratungsnetzes für Rassismusopfer.

Download CaBi-Flyer (PDF)

CaBi-Anlaufstelle gegen Rassismus
Linsebühlstrasse 47, 9000 St.Gallen 
antirassismus@cabi-sg.ch
079 270 08 94

Kontakt Lesekampagne

Marina Widmer, CaBi-Anlaufstelle gegen Rassismus
frauenarchiv.ostschweiz@bluewin.ch
071 222 99 64